Stratford, 25.-29.09.2017


Am Shakespeare Birthplace Trust in Stratford fand vom 25.09.2017 bis 29.09.2017 die zweite CultureShake Lernaktivität statt.

 

Zielsetzung

Das Ziel dieser Lernaktivität ist an authentischen Orten, wie dem Geburtshaus Shakespeares oder dem Archiv mit den Werken Shakespeares in Stratford, an den Produkten für das Projekt weiterzuarbeiten. In den Workshops setzen sich die Teilnehmenden mit wissenschaftlichen ExpertInnen, SchauspielerInnen und einer Theaterpädagogin über die in der Vorbereitungsphase entwickelten Forschungsfragen auseinander. Stand in der Lernaktivität C1 in Singen der Sommernachtstraum im Zentrum, wurde in der Lernaktivität C2 in Stratford auf Shakespeares Sturm fokussiert. Bei dem Werk wird auf Flucht, Vertreibung und das Leben in der Fremde abgehoben.

 

Projektziele im Rahmen der Lernaktivität

  • Brücke bauen zwischen Theorie und Praxis im Bereich kultursensiblen Unterrichts
  • Aufbau und Ausbau digitaler Kompetenzen
  • Förderung von sprachlicher Kompetenzen
  • Förderung von Mehrsprachigkeit
  • Entwicklung der europäischen Dimension in der Bildung insbesondere durch den Fokus auf Mehrsprachigkeit
  • Transnationale und transdisziplinäre didaktische Zusammenarbeit
  • Unterstützung der Mobilität von Lehrkräften und Schülerinnen und Schüler
  • Intensivierung der durch CultureShake neuangebahnten Erasmusmobilität für Studierende der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe am Shakespeare Birthplace Trust in Stratford

Inhaltlicher Ansatz

Der inhaltliche Ansatz entspricht der Darstellung zu der Lernaktivität C1 in Singen.

Der Grundgedanke, dass Schülerinnen und Schüler mit Fluchthintergrund an dem Projekt teilnehmen aber, wie für die Lernaktivität in Singen (C1) dargestellt, keine Besonderheit bilden sollten, konnte bei der Lernaktivität C2 in Stratford durch digitale Lehr- Lernformen unterstützt werden. Geflüchtete ohne Reiseerlaubnis wurde durch Livestreams ermöglicht an den Workshops teilzunehmen. Um auch hier keine Sonderstellung zu inszenieren, waren die Livestreams nicht nur für Geflüchtete im Projekt, sondern für die ganze Schulgemeinschaft zugänglich. Auch Schülerinnen und Schüler, die inzwischen mit ihrer Familie in andere Länder und auf andere Kontinente umgezogen sind, können an Livestreams, aber auch über digitale Plattformen wie eTwinning und Alfresco weiterhin in dem Projekt mitarbeiten. Da der Fokus nicht auf das Reisen und den internationalen Austausch, sondern auf das gemeinsame Erarbeiten von Produkten gelegt wird und wie oben ausgeführt auch ehemalige Teilnehmende weiterhin dem Projekt digital verbunden sind, werden Schülerinnen und Schüler mit Fluchthintergrund nicht herausgestellt.

 

Didaktische Konzepte

Vorbereitung: die Aktivitäten dieser Woche waren bereits zwei Jahre im Voraus im Zuge der Antragsstellung von den Projektpartnern zusammen geplant. Seit Projektstart am 01.09.2016 wurde die Konzeption mit den Teilnehmenden zusammen konkretisiert, geprüft und weiter ausgearbeitet. Bei der Vorbereitung vor Ort in Stratford während des zweiten transnationalen Projektmeetings vom 10.7. bis 12.07.2017 fanden Gespräche mit den Dozenten der Workshops und Erkundungen der vielfältigen außerschulischen Lernorte statt.

 

Teilnehmende

Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte der Stifelsen Englisch School of Gothenburg (ESG) in Schweden und des Friedrich-Wöhler Gymnasiums (FWG). Wissenschaftlich betreut wurde die Lernaktivität von Dr. Annette Deschner (Pädagogische Hochschule Karlsruhe), Dr. Mojca Kompara (Primorska Universität Koper in Slowenien) und Lisa Peter (Dozentin am Shakespeare Birthplace Trust Stratford, UK). Die filmische Dokumentation der Lernaktivität wurde von Ariane Ros und Anna-Katharina Schmitz, Studentinnen an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, durchgeführt. Die aufwendige Vorortorganisation am Shakespeare Bithplace Trust wurde von Lisa Peter minutiös geplant, so dass sich alle Teilnehmenden wohlfühlten und sich in einer authentischen Lernatmosphäre austauschen konnten.

 

In der Woche fanden u.a. folgende Aktivitäten statt.

Montag, der 25.09.2017

Im Shakespeare Birthplace Trust in der Henley Street wurden wir von Lisa Peter in der Queen Elizabeth Hall empfangen und auf die Woche eingestimmt. Lisa Peters interaktiver Vortrag über Shakespeares Sturm führte in die Thematik der Lernaktivität in Stratford ein.

Im Anschluss erkundeten wir im Shakespeare Geburtshaus die Lebenswelt Shakespeares und der Menschen im Elizabethanischen Zeitalter.

“A horse, a horse, a kingdom for a horse”: am Nachmittag folgte Sarah Horners Workshop zu Sprache und Versmaß anhand von Beispielen aus Shakespeares Werk. Die Zielsetzung hierbei war die Verständlichkeit von Text auch ohne Sprachkenntnis. Die Schülerinnen und Schüler sollten erfahren, das die Aussage des Textes auch ohne Englischkenntnis verständlich werden können und müssen, indem der Text mit Leben gefüllt wird dadurch, dass dieser nicht einfach rezitiert, sondern durch Artikulation und die Verbindung mit dem Körper eine Aussage erhält. Dieser Ansatz entspricht der Mehrsprachigkeitsdidaktik und kann von den Schülerinnen und Schülern im weiteren Verlauf des Projekts als Methode auf die Erarbeitung der Peer Unterrichtsmaterialien angewendet werden.

Einen kleinen Eindruck bekommen Sie hier:

Bei dem gemeinsamen Lesen der Kurzfassung von Shakespeares Der Sturm werden wie bei der Storytelling Methode nach Richard Martin Charaktere aus dem Stück durch eine kurze mimische und gestische Darstellung einer Person inszeniert.  Nach dieser ersten Begegnung mit dem Text legen sich die Schülerinnen und Schüler auf den Boden und lassen sich durch Musik inspirieren beim Nachdenken darüber, wie die erste Szene des Stücks physisch dargestellt werden kann.

Nach den Workshopeinheiten wurde von den Kooperationspartnern ein Projektmeeting zu anstehenden Themen abgehalten.

 

Dienstag, der 26.9.2017

Den Morgen eröffnete Lisa Peter mit eine methodisch aufbereiteten Vortrag zu Shakespeare´s Theaterarchitektur. Die Schülerinnen und Schüler konnten sich in einem Planspiel in die Rollen unterschiedlicher bei dem Bau eines Theaters beteiligten Akteure schlüpfen und überlegen, welche Rolle welche bauliche Umsetzung für das Theater beansprucht.

In dem anschließen Workshop “The Tempest – Exile and drame expressions“ leitete Sarah Horner zu dem zentralen Thema des Projekts „home“ über: Schülerinnen und Schüler sollten sich vorstellen gezwungen zu sein ihr Heim/ ihre Heimat zu verlassen und zwar sei dies keine Wahlmöglichkeit, sondern es geht darum sich vorzustellen, dass man dazu gezwungen wird. Mit einer intensiven Fragekette führt Sarah Horner immer weiter in die Gefühlswelt ein:

Warum wurde man vertrieben? Wie fühlt sich das an? Kann man nach Hause zurück gelangen? Stellt euch Euer zuhause vor. Warum wurdet ihr gezwungen dieses zu verlassen? Wie kommt ihr wieder zurück? Stellt Euch vor, Ihr seid in der Fremde. Was fühlt Ihr?

Unter dem Eindruck dieser Fragen, sollen die Schülerinnen und Schüler jeweils den Namen des Charakters aus dem Stück nennen, den Sie verkörpern und dazu eine Bewegung ausführen. Über den Aushandlungsprozess, wer der mächtigste Charakter im Stück sei und die Charaktere der Reihe nach aufzustellen und dies zu begründen werden die Schülerinnen und Schüler im Verständnis des Stücks und der Thematik und Flucht und Vertreibung und den Mechanismen weitergeführt.

Auf der Tour durch das Archiv des Shakespeare Birthplace Trust erweckt Madeleine Cox dich Bücher und ihre Charaktere zwischen den Seiten zum Leben. Wie das Projektteam bei dem vorbereitenden Projektmeeting so staunen auch die Schülerinnen und Schüler über die Schätze aus aller Welt, wobei auch der materielle Wert von Büchern überrascht und eine Erstausgabe in neuem Licht erscheinen lässt.

Da sich in dem Archiv nur eine kleine Gruppe aufhalten konnte, wurde diese Phase arbeitsteilig gestaltet. In dem Leseraum konnten Begriffe für das CUSHA Onlinewörterbuch in den Ausgaben der unterschiedlichen Mutter- bzw. Herkunftssprachen nachgeschlagen werden. Die Bücher waren zuvor aus dem Archiv von den Mitarbeiterinnen des Shakespeare Birthplace Trusts in den Leseraum gebracht worden.

Anschließend sollten die Schülerinnen und Schüler im Leseraum von Büchern umgeben in die Welt Prosperos eintauchen und das Rätsel des Mystery Geocaches lösen. Dazu wurden die Gruppen der Elfen aus dem Geocache „Fairies Singen“ aus der ersten Lernaktivität beibehalten, um die Verbindung zu verdeutlichen. Die Lösungen konnten mit Hilfe der mehrsprachigen Ausgaben von Der Sturm im Leseraum gefunden werden.

Auch zum Abschluss dieses Tages setzte sich das Projektteam zusammen, um Themen des Projektmanagements zu bearbeiten.

 

Mittwoch, der 27.09.2017

Die Methoden aus den Workshops der Vortage werden auf die Peer Unterrichtsmaterialien von den Schülerinnen und Schülern angewandt.

Im vierten Akt von Der Sturm erfreut Prospero das Liebespaar Miranda und Ferdinand mit einem Maskenspiel. Roxanne Bennis führt in die Welt des Renaissance Tanzes ein, der zu Zeiten Shakespeares als Sport angesehen wurde. So soll Elisabeth I. vor dem Frühstück schon drei Galliarden getanzt haben. Mit vielen Fakten über den Renaissance Tanz angereicht, vermittelt Roxanne Bennis die Tanzschritte.

Am Nachmittag bereitet Anjna Chouhan die Gruppe auf Coriolanus die Abendvorstellung der Royal Shakespeare Company vor.

In dem “Voice Class” Workshop arbeitet Lyn Darnley mit den Schülerinnen und Schülern an der Stimmbildung und verbindet dies mit Übungen der Mehrsprachigkeitsdidaktik.

Als erfolgreicher Theatermacher in London zu Ruhm und Geld gekommen, errichtete Shakespeare für sich und seine Familie ein herrschaftliches Haus unweit seines Geburtshauses. New Place wurde von dem Shakespeare Birthplace Trust neu entdeckt. Das Anwesen wird nicht als restauriertes Haus der Tudor Zeit museal dem Publikum zugänglich gemacht, sondern durch Kunst werden die Stücke und Sonette Shakespeares in seinem Leben erzählt.

Nach dem Besuch von New Place fängt der Abend mit Coriolanus an.

 

Donnerstag, der 28.09.2017

Den langen Theaterabend voller Intrigen und Machtspiele diskutiert Anjna Choudhan mit den Schülerinnen und Schülern in der Nachbereitungsphase des Stückes.

Im Anschluss wurden die Einträge des CUSHA Onlinewörterbuchs um Videodateien erweitert. An den authentischen Orten konnten Objekte für die Visualisierung gefunden werden.

Sarah Horner bereitet die Schülerinnen und Schüler darauf vor Schlüsselszenen aus Shakespeares Sturm am Nachmittag vor Publikum auf der Birthplace Gartenbühne zu performen.

Währenddessen dreht das Projektteam ein Video für das nächste Stakeholderwebinar. Das Webinar soll die Produkte und Fortschritte im Projekt während der zweiten Lernaktivität darstellen.

Ariane Ros und Anna-Katharina Schmitz, Studentinnen an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, dokumentierten die Lernaktivitätswoche in Stratford.

Die runde Bühne im Garten des Shakespeare Birthplace Trusts wird von Schauspielerinnen und Schauspielern des Trust bespielt. Es kann eine Zeile aus Shakespeares Werken zugerufen werden und die Szene wird ad hoc aufgeführt. Dabei werden auch umstehende Besucherinnen und Besucher des Birthplace Trusts miteinbezogen und dürfen so z.B. die Mauer zwischen Pyramus und Thisbe darstellen.

Die Bühne wird bei Wind und Wetter bespielt. Aufwärmen können sich die Schauspielerinnen und Schauspieler im Aufenthaltsraum, wo die Tea-Ladies für warmen Tee sorgen. In unserer Woche am Shakespeare Birthplace Trust konnten wir uns in den Teepausen dort austauschen. Die Schülerinnen und Schüler bekamen so einen Zugang zu den Schauspielerinnen und Schauspielern.

Sarah Horner hält die Spannung in der Gruppe von dem Proberaum bis zur Bühne im Garten. Dort stranden sie von Meereswellen umspült und erzählen Menschen aus der ganzen Welt ihre Geschichte der Flucht und dem Leben auf der fremden Insel.

Der Sturm, das letzte Werk Shakespeares, endet an Shakespeares Grab. Dorthin führt der Geocache über mehrere Stationen im Leben und Werk Shakespeares.

 

Freitag, der 29.09.2017

Das Werk Shakespeare lebt bunt wie in der Inszenierung von Much Ado About Nothing am Globe Theatre in London.


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